Das Ende des Nahrungsmittelsystems

Wie wir uns selbst in den Hunger treiben

Das folgende Thema ist mir zu wichtig für dumme Sprüche. Daher mehr Text, weniger Zynismus. 


Das globale Nahrungsmittelsystem steht vor einer beispiellosen Krise. Die wachsende Weltbevölkerung, der Klimawandel, die Erschöpfung natürlicher Ressourcen und die Ungleichheit bedrohen die Ernährungssicherheit und die Lebensgrundlage von Milliarden Menschen. In diesem Blogbeitrag werde ich einige der drängendsten Herausforderungen beleuchten, denen wir uns stellen müssen, wenn wir eine katastrophale Hungersnot vermeiden wollen.


Phosphor: Der vergessene Nährstoff

Phosphor ist ein lebenswichtiger Nährstoff für Pflanzen, Tiere und Menschen. Er ist ein wesentlicher Bestandteil von DNA, Zellmembranen und Knochen. Ohne Phosphor gibt es kein Leben. Doch Phosphor ist eine endliche Ressource, die hauptsächlich aus Bergbau gewonnen wird. Die weltweiten Phosphorreserven werden auf 11 bis 23 Milliarden Tonnen geschätzt, die bei der aktuellen Nachfrage in 50 bis 100 Jahren erschöpft sein könnten.


Phosphor wird vor allem als Düngemittel in der Landwirtschaft verwendet, um die Ernteerträge zu steigern. Doch ein Großteil des Phosphors geht durch Erosion, Auswaschung und ineffiziente Nutzung verloren. Zudem ist die Verteilung von Phosphor sehr ungleich: Die größten Reserven befinden sich in Marokko, China, Algerien und Südafrika, während viele andere Länder, insbesondere in Afrika, unter Phosphormangel leiden. Dies führt zu einer Abhängigkeit von Importen, die anfällig für geopolitische Spannungen, Handelsbeschränkungen und Preisschwankungen sind.


Die Folgen eines Phosphormangels sind verheerend: Er verringert die Bodenfruchtbarkeit, die Pflanzengesundheit und die Nahrungsmittelqualität. Er erhöht das Risiko von Mangelernährung, Krankheiten und Tod. Er gefährdet die Ernährungssouveränität und die soziale Stabilität. Er verstärkt die Ungleichheit und die Armut. Er untergräbt die Nachhaltigkeit und die Resilienz des Nahrungsmittelsystems.


Klimawandel: Der unsichtbare Feind

Der Klimawandel ist eine weitere existenzielle Bedrohung für das globale Nahrungsmittelsystem. Die Erderwärmung, die Veränderung der Niederschlagsmuster, die Häufung von extremen Wetterereignissen, der Anstieg des Meeresspiegels und die Versauerung der Ozeane haben bereits negative Auswirkungen auf die Nahrungsmittelproduktion und -verfügbarkeit. Laut dem Weltklimarat (IPCC) könnte der Klimawandel die Ernteerträge von Weizen, Reis und Mais in den Tropen und Subtropen um 10 bis 25 Prozent reduzieren, während die Nachfrage nach diesen Grundnahrungsmitteln bis 2050 um 60 Prozent steigen wird.


Der Klimawandel beeinträchtigt nicht nur die Menge, sondern auch die Qualität der Nahrungsmittel. Er erhöht den Gehalt an schädlichen Substanzen wie Mykotoxinen, Pestiziden und Schwermetallen in den Pflanzen. Er verringert den Gehalt an essentiellen Nährstoffen wie Eiweiß, Eisen und Zink in den Getreidekörnern. Er verändert den Geschmack, das Aroma und die Textur der Lebensmittel. Er erhöht das Risiko von Lebensmittelverderb, -verschwendung und -vergiftung.


Der Klimawandel wirkt sich auch auf die sozialen und wirtschaftlichen Aspekte des Nahrungsmittelsystems aus. Er verstärkt die Konkurrenz um knappe Ressourcen wie Wasser, Land und Energie. Er erhöht die Anfälligkeit für Schädlinge, Krankheiten und invasive Arten. Er verursacht Ernteausfälle, Einkommensverluste und Preisschwankungen. Er fördert die Migration, den Konflikt und die Gewalt. Er verschärft die Ungerechtigkeit, die Diskriminierung und die Marginalisierung. 


Bodenpathogene: Die unsichtbaren Killer

Bodenpathogene sind Mikroorganismen, die im Boden leben und Pflanzen infizieren können. Sie umfassen Bakterien, Pilze, Viren, Nematoden und Protozoen. Sie verursachen verschiedene Krankheiten, die die Pflanzenentwicklung, die Erntequalität und die Erntemenge beeinträchtigen können. Sie sind eine der Hauptursachen für Ernteverluste, die jährlich zwischen 10 und 40 Prozent in den einzelnen Segmenten der globalen Nahrungsmittelproduktion ausmachen.


Bodenpathogene sind schwer zu kontrollieren, da sie sich schnell vermehren, mutieren und verbreiten können. Sie können lange im Boden überleben, auch wenn keine Wirtspflanzen vorhanden sind. Sie können sich an verschiedene Umweltbedingungen anpassen, auch an solche, die für Pflanzen ungünstig sind. Sie können sich gegen verschiedene Bekämpfungsmethoden wie chemische Fungizide, biologische Antagonisten und genetische Resistenz entwickeln. Sie können sich durch Wind, Wasser, Tiere, Menschen und Maschinen über weite Entfernungen ausbreiten.


Bodenpathogene stellen eine wachsende Bedrohung für das globale Nahrungsmittelsystem dar, da sie durch verschiedene Faktoren begünstigt werden. Dazu gehören unter anderem die Intensivierung der Landwirtschaft, die Monokultur, die Bodenerosion, die Bodenverschmutzung, die Bodenverdichtung, die Bodenversalzung, die Bodenversauerung, die Bodenerwärmung und die Bodenfeuchtigkeit. Diese Faktoren verringern die natürliche Abwehr des Bodens, erhöhen die Anfälligkeit der Pflanzen und fördern die Ausbreitung der Pathogene.


Bodenerosion

Wir roden Wälder, überweiden Grasland, pflügen Hänge um und bauen Monokulturen an. Damit machen wir den Boden anfällig für Erosion, den schleichenden Verlust von fruchtbarem Bodenmaterial durch Wasser und Wind.


Erosion ist ein natürlicher Prozess, der aber einerseits durch direkte menschliche Eingriffe beschleunigt und verstärkt wird. Jedes Jahr gehen weltweit etwa 23 bis 26 Milliarden Tonnen Oberboden durch Erosion verloren. Das entspricht einem jährlichen Verlust von fast einem Prozent der landwirtschaftlich nutzbaren Böden. In Deutschland sind inzwischen etwa 10 Prozent der Ackerfläche stark Erosion gefährdet. 


Andererseits nimmt die Gefahr von Überflutungen immer weiter zu. Durch die enorme Kraft des Wassers werden fruchtbare Bodenschichten abgetragen und weggespült. Zusätzlich werden Schadstoffe, wie Pestizide, Düngemittel, Heizöl und Diesel aus den Bauernhöfen, sowie Abwässer und Gülle mit dem Wasser über große Entfernungen transportiert und können andere Böden oder Gewässer verunreinigen.


Die Folgen von Bodenerosion sind verheerend. Die Bodenfruchtbarkeit nimmt ab, die Erträge sinken, die Artenvielfalt schwindet, die Wasserqualität verschlechtert sich, die Kohlenstoffspeicherung wird reduziert und die Anfälligkeit für Dürren, Überschwemmungen und Klimawandel steigt. Bodenerosion bedroht nicht nur unsere Ernährungssicherheit, sondern auch unsere ökologische, ökonomische und soziale Stabilität.


Fazit: Die Zeit läuft ab

Das globale Nahrungsmittelsystem steht vor einer existenziellen Krise, die durch verschiedenste Faktoren verursacht wird. Und jeder dieser Faktoren heißt 'Mensch'. Das Ende des Nahrungsmittelsystems ist kein fernes Szenario, sondern eine reale Möglichkeit, die uns alle betrifft. Und es fängt bereits an!  


Eine Bemerkung sei mir zum Schluss doch noch gestattet. Die Krise merken wir nicht durch Zeitungsartikel oder Reportagen. Wir merken ihn bei Aldi, Lidl und Co. Und im Portemonnaie. 


Nähere Informationen gibt es wie immer hier von @umsonst.bsky.social